Kaufberatung für Anfänger

Erstmal solltet ihr euch klar werden, was für ein Boot ihr wirklich haben wollt. Dazu ist es wichtig zu wissen, welche Bootstypen es gibt. Einen guten Artikel gibt es hier bei » Wikipedia.

Generell wäre es sehr ärgerlich, wenn Neulinge aufgrund falscher Annahmen Zeit und Geld in ein Boot investieren, dass der Vorstellung nicht entspricht oder gar nicht entsprechen kann. Dann wird das Hobby ganz schnell zum teuren Reinfall und zur familiären Krise.
Stellt euch folgende Fragen zuerst und in dieser Reihenfolge:

  • WER fährt mit dem Boot hauptsächlich
    - ein Ehepaar
    - Ehepaar mit Kindern
    - Männer zum Angeln usw.
  • WO wollt ihr hauptsächlich fahren?
    - Trave, Lübecker Bucht, Kanäle?
    - Flüsse?
    - Weitere Ostsee?
    - Wohlmöglich Nordsee?
    - Und wo wird mein Liegeplatz sein?
  • WIE wollt ihr fahren?
    - Schnell
    - Gemütlich
    - Draußen sitzen oder geschützt?
    - Nur Tagestouren
    - Mit vielleicht einer Übernachtung
    - Mit mehreren Übernachtungen
  • WIEVIEL Zeit und Arbeit wollt ihr wirklich in das Boot investieren
    - Wartung
    - Umbau
    - Instandsetzung
    - wieviele Zeit, wieviele Wochenenden bleiben dann noch zum fahren?

Nutzung

Für Tagestouren, vielleicht mal eine oder zwei übernachtungen als Pärchen bei i.d.R. gutem Wetter mit einem Kind im Grundschulalter eignen sich oft schon Boote ab 21 Fuß mit Achterkajüte oder Unterflur-Alkoven. Es gibt einer Bootsklasse der sog. Weekender, extra gebaut für Wochenend-Nutzung.

Für Angel- oder Badeausflüge will man i.d.R. mehr draußen sein, braucht mehr Freiheit und Platz an Deck für Angelausrüstung oder Sonnenliege. Bei längeren Touren braucht man eher Platz zum schlafen, kochen, Schutz vor dem Wetter und ggf. auch mal ein "stilles Örtchen".

Für lübecker Reviere und küstennah auf der deutschen Ostsee hat man kaum Probleme mit Strömungen, dafür ganz viel Tempolimit. Da ist ein Verdränger absolut okay und sehr entspannt. Will man die Elbe oder gar den Rhein „bergauf“, kann es (bei der Elbe je nach Gezeiten) auch mal sein, dass einem das Wasser mit 3-5 Knoten entgegen kommt, genauso zwischen den dänischen Inseln oder weiter in Skandinavien.

Motoren:

Man findet relativ viele Boote mit Volvo V8 oder Mercruiser Benzin-Motoren. Diese sind i.d.R. schnell, aber verbrauchen nie unter 5 Liter Benzin (Super) pro Stunde, schnell mal mehr als 10 Liter pro Stunde und bei schneller Fahrt erheblich mehr! Besonders die Vergaser Modelle sind echte Schluckspechte. Ein Rechenbeispiel:

Tour Lübeck Altstadt -> Travemünde 12 Seemeilen, 6 Knoten Tempolimit. Also hin- und zurück 4 Stunden.
Volvo V8 Benziner 4 Stunden mal 10 Liter Super pro Stunde macht mind. 60 Euro.
Ein kleiner Diesel in Verdrängerfahrt liegt bei knapp 2-3 Liter pro Stunde bei 6 Knoten, also im Beispiel 7 bis 8 Liter Diesel ca. 12 Euro.

GFK Boote bis ca. 7 Meter eignen sich grundsätzlich gut für Außenborder. Diese sind eine wirklich gute Alternative. Wichtig: Ausführung als 4Takter (für die Umwelt und die eigene Nase), mit E-Start und Lichtmaschine zum Batterie laden. Meistens recht sparsam 2-3 Liter pro Stunde, einfache Wartung, und da sie sehr viel leichter sind als ein großer Diesel ist auch das Boot sehr viel leichter und kommt schneller ins gleiten (wenn es ein Gleiterrumpf ist).

Schiffstypen

Verdränger:

Vorteile
- stabil, ruhig
- Verbrauch hält sich im Rahmen, keine riesigen Motoren notwendig
- i.d.R solide einfache Technik

Nachteile
- bis 10 Meter Schiffslänge max. 6.5 Knoten, bis 15m Länge 7.5 Knoten – relativ zum Wasser(!), nicht zum Ufer!
- egal wieviel Leistung. Leistung hat bei Verdrängern nur was mit Beschleunigung und Fähigkeit gegen Wellenschlag zu tun, nichts mit Geschwindigkeit.
- Kommt dir die Strömung mit 5 Knoten entgegen und dein Boot ist 9 Meter lang (also gute 6 Knoten max), fährst Du de facto nur mit 1 Knoten (1,9km/h). Egal, ob Du 30 oder 300 PS hast.

Gleiter

Vorteile
- schnell

Nachteile
- hoher Verbrauch, weil viel Leistung notwendig
- instabil bei langsamer Fahrt
- i.d.R. aufwändigere Technik und größere Kräfte, also kann mehr kaputt gehen

Halbgleiter

Mischform, stabiler als ein Gleiter, schneller als ein Verdränger, verbraucht aber auch mehr. Max. Geschwindigkeiten von 10 bis 20 Knoten sind realistisch, je nach Motorleistung.

Verdränger, die mal Gleiter waren

Wenn jemand einem Gleiter nachträglich einen sparsamen Diesel eingebaut hat und dieser nicht genug Leistung hat, wird dieser zum Verdränger. Faustformel für Gleit-Fähigkeit: 50 PS pro Tonne Gewicht sollten für einen Vollgleiter mindestens sein, gerne mehr.

Beispiel: Original ein 260PS Volvo V8 Benziner in einem 2 Tonnen Boot, jetzt ein 70 PS Diesel. Dass das Boot jetzt nicht mehr gleitet ist klar. Wegen der Rumpfform ist es bei langsamen Geschwindigkeiten aber "wackelig" und schnell wird es nicht mehr. Das schlechteste aus beiden Welten, dafür nur weniger Verbrauch. Besser gewesen wäre ein Turbo Diesel mit ca. 150PS, dieser verbaucht bei langsamer Fahrt wenig (Wenn der Turbo nicht läuft), hat aber genug Reserve um das Boot ordentlich voran zu bringen.

Rumpfmaterial

Stahlschiffe sind IMMER Verdränger.
Vorteil: bei leidlicher Pflege unkaputtbar
Nachteil: jedes Jahr, auch mal zwischendurch, immer wieder Rostschutz arbeiten, Lackdose immer dabei. Es ist Eisen, das in Salzwasser schwimmt.

Holzschiffe können Gleiter, Halbgleiter oder Verdränger sein.
Holz ist leichter als Stahl. Holz rostet nicht. Holz kann (wenn es ganz blöde kommt) aber faulen. Wenn Holz fault, ist es immer ein erheblicher Aufwand den Schaden richtig zu beheben. Der Laie ist hier meist überfordert, wer nicht gerade Zimmermann oder Tischler ist, sollte einen Fachmann fragen.
Holz arbeitet mehr als Stahl, das Schiff bewegt sich „in sich“. Daher ist ein Holzboot nie zu 100% dicht, an Fenstern und Luken muss man vorsichtig sein. Holzboote müssen jedes Jahr ins Wasser, damit das Holz "aufquellen" kann. Wenn ein Holzboot mehr als 1 Jahr an Land steht („trocken in einer Halle“) trocknet es aus, das Material "schumpft" und die Spalten werden undicht. Dann genau überlegen, ob sich die Anschaffung lohnt.

Aluminium-Schiffe sind leicht, rosten nicht und sind stabil. Aber selten zu finden und meist sehr teuer. Die Seenotretter fahren mit Alu-Schiffen und sie werden wissen, warum sie das tun.

GFK ist mit Abstand das leichteste Material, bei genügender Dicke SEHR stabil, rostet nicht. So gut wie wartungsfrei, nur sauber halten - ausser es bekommt Risse durch Rempler, extreme Dauerbelastung bei Seegang oder Sonneneinstrahlung. Diese Risse sind zu behandeln, weil wenn erstmal Wasser in kleinsten Mengen zwischen die Schichten gelangt, kann durch Algen, Osmose und Frost das Material stark leiden. Reperaturen sollten durch Fachleute erfolgen.

Wir hoffen, dass es Euch hilft, den einen oder anderen Fehler nicht zu machen, den wir teilweise schon gemacht haben.

Viel Spass und wir sehen uns auf dem Wasser!